Die 10 ersten Schritte

Reformation oder Revolution. Alles was es bisher gab über Board zu werfen wäre zwar eine verständliche aber wohl überzogene Reaktion, und gehört daher zu den dümmeren Vorschlägen für das was es jetzt zu tun gilt. Dennoch ist es so, dass die Macht und Dominanz des kapitalistischen Wirtschaftens ebenfalls eine starke, mächtige Entgegnung braucht. Eine Vermutung von New Work New Culture ist, die Entgegnung, könnte im Entzug liegen. Immer mehr Menschen verabschieden sich nicht nur geistig von dieser Art zu leben, sondern ziehen sich Handschuhe an, um ganz woanders umzukrempeln. Wir brauchen die Empörung und eine Solidarność 2.0, die einfach dort anpackt, wo die Politik wegschaut. „Wir als das Bauvolk der kommenden Welt“

Die Neue Arbeit-Neue Kultur ist so bahnbrechend und bedeutet auch einen dermassen umfassenden Wandel in Allem, dass man sich ein Leben lang damit beschäftigen könnte. Um alle Aspekte der neuen Epoche der Arbeit in die wir eintreten zu begreifen, hatte nicht einmal Professor Frithjof Bergmann Zeit und Muße. Genau deshalb macht es auch Sinn nicht darauf zu warten bis einem Alles um New Work klar und logisch und strukturiert genug erscheint, sondern es lohnt sich einfach einmal mit New Work New Culture zu beginnen.

Work Matters – Lohnarbeit, Calling, Eigenarbeit

Die Arbeit zu verändern kann man ganz pragmatisch angehen.

NWC bietet dafür 3 grundsätzliche Ansätze. Bestehende Lohnarbeit neu zu gestalten. Die persönliche Einstellung neu zu definieren oder ganz konkret Prosument zu werden. Es muss nicht der ganz neue Job sein, es muss nicht der Sprung ins kalte Wasser sein, obwohl der manchem ja eventuell nach jahrelangem Trott ganz gut tun könnte. Das Modell der 3 Säulen ermöglicht es zwischen verschiedenen Formen der Arbeit seine Schwerpunkte zu finden und nach Bedarf zu changieren, um letztlich seinen ganz persönlichen Arbeits- und Lebensstil zu finden.

Schritt 1 – Nachdenken über eine persönliche Alternative

Lohnarbeit kann man bei einem soliden, finanzstarken Unternehmen antreten oder bei einem experimentierfreudigem Start Up. Man kann eine Arbeit bei einer Firma wie Semco SA in Brasilien suchen, in einem System, wo das Management ohne Manager auskommt – also in einem revolutionärem, selbstreferenziellem Führungsmodell, – oder man begibt sich in die Hände einer charismatischen und vertrauenswürdigen Führungspersönlichkeit. Manche wollen lieber auf eigene Faust eine Firma gründen oder als Ich AG in einer „3. Existenz“ kollaborativ mit wechselnden Teams von Projekt zu Projekt arbeiten.
Entscheidend ist vielleicht, das man mit dem wirklich, wirklich Wollen ernst macht und es auch auf die anderen Formen seines Arbeitslebens hin anwendet. Indem man die Möglichkeit erhält mit seiner Arbeitszeit zu reagieren und zum Beispiel mit dem Selberherstellen von Dingen auch unabhängiger von monetärer Entlohnung werden kann, ergeben sich Spielräume in denen man erforschen kann, wie man den nachhaltig, für sich selbst, die Familie, für den Arbeitgeber und für die Gesellschaft ein stabiles, sinnvolles und gesundes Arbeitssystem nahe dem Glück findet.

Neue-Arbeit-Neue-Kultur-Prinzipien

* Arbeite so wenig Zeit wie möglich gegen FIAT-Money.
* Arbeit so viel wie möglich das, was du wirklich, wirklich willst und was Dich erfüllt..
* Arbeite so viel Zeit wie nötig in gemeinschaftlicher Selbstherstellung.

Vom Leben her die Arbeit denken – Handlungsfelder

Beispiele:

– Gesundheit – Die Gesundheit des Einzelnen ist stark mit seiner Leistungsbereitschaft und seinen potentiellen Fähigkeiten verknüpft.
– Die Sinnfrage – Wir verbrennen die Geigen. Gesellschaftliche Verträglichkeit der eigenen Arbeit; (Gemeinwohlbilanz für einen selber anschauen)
– Geld&Wert – Herrschaftsverhältnisse. Sich aus seinen eigenen Begrenzungen und aus denen der Anderen befreien. Wie und wo sehen wir unseren Wert.
– Leistung – Individuelles Talent ist wichtiger als Leistungsbegriff – Wenn man heute durch die Jobcenter durch die Rituale der modernen Wirtschaft läuft dann ist der Leistungsanspruch über die Maßen fremdbestimmt und in der Behauptung gut für die Gesellschaft zu sein grundfalsch. Der Begriff wird gegen das Leben, gegen Lebendigkeit verwendet.

Vom Leben her die Arbeit denken bedeutet hier: Wenn Leistung überhaupt ein Prinzip sein soll dann müsste es selbstbestimmte Leistung sein. Leistung muss eine Erfahrung sein, die mich motiviert, weil ich merke das es gut für mich ist, weil es aufregend ist, lebendig, begeisternd. Im derzeitigen System wird die Vielfalt der Definition von Leistung reduziert und damit die Intelligenz im System. Wir können mit dem Begriff Leistung wieder Kraft entwickeln, Energie entwickeln, Ein Ökosystem der Talente erschaffen. Wovon ernähre ich mich ist da die zentrale Frage die man sich stellen muss und was kann ich tun um einen mutigen Schritt zu machen.

Beispiele für Hemnisse:

– Veränderung bedeutet häufig Angst und Sorge. Diese ist grundsätzlich in Ordnung. Sie wohnt dem Menschen als wichtige Orientierungshilfe inne. Oft bremst sie einen aber völlig unlogisch nur aus. Deshalb muss man Irrationalität abbauen bei Veränderungsprozessen. Veränderung löst Emotionen aus, die nicht unbedingt rational verankert sind und deshalb schwer begründbar sein können. Oft sind es archaische Muster, die aus unserem Selbstverständnis hervorquellen wie Dämonen. Was sind diese Dämonen, woher kommen sie und wie sind sie in uns programmiert? – Es geht darum Kontrollverlust und erlernte Hilflosigkeit abzubauen.

Schritt 2-10 um vom Leben her die Arbeit zu denken

( Nach Harald Welzer)

2. Trauen Sie endlich Ihrem Gefühl, dass um Sie herum ein großes Illusionstheater stattfindet. Die Kulissen simulieren Stabilität, aber das Stück ist eine Farce: Immerfort treten dicke Männer auf und brüllen „Wachstum!“, Spekulanten spielen Länderdomino, und dauernd tänzeln Nummerngirls mit Katastrophenbildern über die Bühne. Das Publikum ist genervt und wütend, bleibt gleichwohl bis zum Ende der Vorstellung sitzen. Aber: Wann wird das wohl kommen?
3. Verlassen Sie besser die Vorstellung und beginnen Sie, ganz einfache Fragen zu stellen. Zum Beispiel: Warum muss man immer mehr arbeiten, wenn man immer mehr arbeitet? Warum werden die Schulden größer, wenn immer mehr gespart wird? Warum schrumpft alles andere, wenn die Wirtschaft wächst?
4. Suchen Sie zusammen mit Ihren Freundinnen und Freunden nach Antworten. Zum Beispiel: Weil alle Idioten auch mehr arbeiten. Weil das Gesparte in fremde Taschen wandert. Weil viele börsennotierte Unternehmen staatsferne Parallelgesellschaften bilden.
5. Beschließen Sie, ab sofort nicht mehr mitzumachen, falls Ihre Antworten Sie beunruhigen.

6. Fangen Sie damit an, aufzuhören. Hören Sie auf, Europapolitikern zu glauben. Hören Sie erst recht auf, Wirtschaftsforschungsinstituten zu glauben. Und hören Sie um Gottes willen damit auf, sich widerspruchslos erzählen zu lassen, irgendeine Entscheidung sei alternativlos gewesen. So etwas gibt es in Demokratien nicht.
7. Wenn Sie jetzt so weit sind, dass Sie nicht mehr alles tolerieren, nutzen Sie Ihre Handlungsspielräume. Sie leben in einem der reichsten Länder der Erde, Sie sind vielleicht sogar hervorragend ausgebildet, Sie haben Spaß am Leben und finden sich ganz gut. Warum zum Teufel machen Sie jeden Tag dasselbe und nie etwas anderes?

8. Ihre Spielräume? Schauen Sie sich einfach an, was andere machen. Es gibt doch unglaublich tolle Ansätze und Projekte: Energiegenossenschaften, Nachbarschaftsgärten, fairen Konsum, lokale Währungen, großartige Stiftungen, Unternehmen, die sich dem Wachstumszwang verweigern. Schreiben Sie politischer, falls Sie Journalist sind. Forschen Sie für eine andere Zukunft, falls Sie in der Wissenschaft sind. Wechseln Sie die Pausenthemen, falls Sie am Band arbeiten. Kaufen Sie anders ein, falls Sie ein Restaurant haben. Fragen Sie, wo der Fisch herkommt, wenn Sie essen gehen. Interessieren Sie sich für die Zukunft Ihrer Schüler, falls Sie Lehrerin oder Lehrer sind. Fusionieren Sie mit einem Kindergarten, wenn Sie ein Seniorenheim leiten. Denken Sie ans Höllenfeuer, wenn Sie einem der vier großen Energiekonzerne vorstehen. Produzieren Sie cradle to cradle, wenn Sie dann eine Fabrik besitzen. Riskieren Sie etwas, wenn Sie sich für intellektuell halten.
9. Versuchen Sie irgendwo dazuzugehören, wo Sie stolz sagen können: „Wir machen das anders!“ Ideen interessanter finden als Erfahrung, nicht auf Kosten anderer leben.
10. Bilden Sie Labore der Zukunft und haben Sie Spaß dabei. Vergessen Sie das „5-vor-12“-Blabla der Ökobewegung und das Gerede von der „Weltgemeinschaft“ und der Notwendigkeit globaler Lösungen. Niemand hat an Ihrer Wiege gestanden und mit hohler Stimme gesagt: „ du bist zu uns gekommen, um die Welt zu retten!“ Es genügt völlig, wenn Sie beginnen, mit Ihrem Leben, Ihren Lieben und Ihrem Land verantwortungsvoll umzugehen.
Das aber bitte gleich   ; ))