Während der Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg in den 60er Jahren gewinnt Frithjof an der University of Michigan Ann Arbor intellektuellen Einfluß bei der Anti-Kriegs-Bewegung. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Professoren organisiert er so genannte „Teach-Ins“, er beteiligt sich an diversen Protesten auf dem Campus am Hungerstreik gegen geheime Forschungsarbeiten an der Universität.
Hier der Link zur Dokumetationseite mit Video Interviews mit Frithjof Bergmann zum Thema.

In Flint werden damit die ersten Zentren für Neue Arbeit gegründet. Dort sollen die Menschen mit Hilfe von Mentoren ihre „Selbstunkenntnis“ überwinden und auf die Suche nach einer Arbeit in Übereinstimmung mit eigenen Wünschen, Hoffnungen, Träumen und Begabungen begeben. Ziel ist es, das eigene Leben so verändern, dass man sich „lebendig(er)“ und in der Konsequenz energetischer fühlt. Diese Zentren für Neue Arbeit sind über die Jahre überall auf der Welt entstanden.

Während seiner Zeit als Professor an der University of Michigan Ann Arbor und nach mehreren Reisen in Länder des damaligen Ostblocks realisiert Frithjof, dass der Kapitalismus in der westlichen Arbeitswelt grundlegende Probleme hervorgebracht hat. Allerdings erkennt er in diesem Zusammenhang auch die Aussichtslosigkeit des Kommunismus und beginnt mit der Entwicklung eines Gegenmodells, der Neuen Arbeit. Als Botschafter für die Freiheit, die den Menschen ermöglicht genau das zu tun, was sie wirklich, wirklich wollen, propagiert Frithjof einen kulturellen Wandel – weg von der Knechtschaft der Lohnarbeit, hin zu mehr Unabhängigkeit, Selbstbestimmtheit des Einzelnen und gemeinschaftlicher Teilhabe. In den 1970er Jahren arbeitet Frithjof in Flint, Michigan mit Unternehmen aus der Automobilbranche zusammen, die unter der neuen Automatisierungswelle massenhaft Mitarbeit entlassen müssen und nach neuen Beschäftigungsmodellen suchen. Er prophezeit den Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter besser arbeiten würden, wenn sie das tun würden, was sie wirklich wollen.

Aufgrund seines Erzähltalents sagen Studienfreunde in Iowa Frithjof eine Zukunft als Professor der Philosophie voraus. Zunächst sträubt er sich dagegen – er wollte eigentlich Schauspieler werden – dann siegen Neugier und Wissensdrang und er findet sich bei dem deutsch-amerikanischen Philosophen und Nietzsche-Experten Walter Kaufmann in Princeton wieder. Für Frithjof wird Kaufmann Mentor und Freund, ein bedeutender Mensch, der ihn immer fordert und fördert. Frithjof promoviert mit einer Arbeit über Hegel.

 

Frithjof probiert Einiges aus. Nach seinem Studienjahr am Lewis and Clark College in Portland, Oregon arbeitet er als Tellerwäscher und Hafenarbeiter, macht sich einen Namen als Preisboxer und steht am Fließband. Seine Erfahrungen verarbeitet er in Theaterstücken, die die amerikanische Gesellschaft in den 50er portraitieren. Dann erhält er ein Stipendium für das renommierte Literaturstudium an der University of Iowa. Ein Segen für Frithjof, denn die Aufnahmeprüfungen an den Universitäten des Landes sind hart und die Studiengebühren hoch.

Frithjofs Vater ist Pfarrer. Auch wenn er sich gewünscht hatte, dass Frithjof in seine Spuren tritt, erkennt er schon in jungen Jahren, dass die Kirche nicht das richtige Instrument ist, um die Welt zu verbessern. „Mein Vater hat geflucht wie ein Matrose, wenn er vor dem Gottesdienst seinen Kragen nicht gefunden hat – nur um 5 Minuten später mit offenen Armen vor der Gemeinde zu stehen und sie einzuladen, Gott in ihr Leben zu lassen.“

Frithjofs frühe Arbeiten beschäftigen sich mit einer neuen Definition von Freiheit, die er im Sinne der Hegel’schen Entscheidungsfreiheit grundsätzlich als missverstanden ansieht und stattdessen Handlungsfreiheit propagiert. In seinem ersten Philosophieband Die Freiheit leben beschreibt er den freien Menschen als Individuum, das genau das tun kann, was er oder sie wirklich, wirklich will. Diese Idee wird der Grundstein für seine Theorien zur Neuen Arbeit.

Frithjof wird nicht mehr nach Europa zurückkehren. Die erste Zeit in den USA sind Jahre des Erzählens – und für Frithjof letztlich eine Zeit der Identitätsfindung. Immer wieder wird er gebeten zu erzählen, wie es in Österreich und in Deutschland während der NS-Zeit tatsächlich war. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit mündet zwangsläufig in der Frage, was er eigentlich ich in Amerika tun will. Im Gegensatz zu Europa scheint hier alles möglich – das wird er sich in den kommenden Jahren zum Lebensmotto machen.

Zunächst sträubt sich Frithjof Bergmann gegen die Idee, Professor zu werden – dieser Lebensweg kommt ihm zu einfach vor – stattdessen versucht er sich als Bauer in der Selbstversorgung. Mit Hilfe seiner Freunde findet er aber zu dem zurück, was er wirklich, wirklich tun will: Frithjof kehrt zur Philosophie zurück und erhält fortan Lehraufträge an den renommiertesten Universitäten des Landes: Stanford University, University of Chicago und UC Berkeley. 1958 bekommt er einen Lehrstuhl für Philosophie an der University of Michigan Ann Arbor. Dort blieb er bis zu seiner Emeritierung 1999 tätig.

Der Vater verbringt die letzten Kriegsjahre in Gefangenschaft und wird dort schwer krank. Frithjof ist früh auf sich allein gestellt und arbeitet die meiste Zeit als Bauer auf dem Land – eine Erfahrung, die ihn später bei der Entwicklung seiner Philosophie zur Neuen Arbeit prägen wird. Die harte Kindheit hat Spuren hinterlassen, auch er kämpft als Jugendlicher mit langen Krankheiten. Aber die Erfahrungen des Faschismus und des Krieges haben seinen Kampfgeist geweckt. Er überlegt schon früh, wie man die Welt besser machen kann. Mit dem Wunsch das postfaschistische Europa zu verlassen, nimmt er 1949, kurz vor der Matura an einem Schreibwettbewerb teil und gewinnt mit seinem Aufsatz Welt, in der wir leben wollen den Hauptpreis: Ein Studienjahr in den USA.